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Die Krummhörn

Der Name Krummhörn – ziemlich ungewöhnlich. Wenn man einen Blick in die Geschichte und auf alte Landkarten wirft und die Besonderheit der Sprache hinzunimmt gelingt die Deutung recht einfach: Krummes Horn?, ziemlich treffend! Wie die nebenstehende Abbildung (Karte commons.wikimedia.org/wiki/File:KarteKrummhoern800nChr.png) zeigt.


Im frühen 16. Jahrhundert wurde die Region erstmals als Krummhörn („k(?) romme horn“, „de kromme Horne“) bezeichnet. Die Krummhörn (der Artikel »die« ist zwar ungewöhnlich, aber wichtig) ragt an der äußersten Südwestspitze der ostfriesischen Halbinsel nach Südwest. In der Vergangenheit war diese Gegend von mehreren tief ins Land eindringenden Buchten gesäumt, so dass sich verwinkelte („krumme“) Landstriche ergaben. Die Buchten wie diejenigen von Sielmönken oder Campen sind inzwischen durch Eindeichung verschwunden, der Name des Landstrichs ist geblieben.


Nach der Eingliederung Ostfrieslands 734 in das Frankenreich (5.- 9. Jahrhundert) wurde die Region auf die Grafschaften Emsgau und zu einem kleinen Teil auf den Federgo aufgeteilt. Nach dem Zerfall des Emsgaus wurde für den zwischen Dollart und Ley liegenden Teil des Gebietes die Bezeichnung Krummhörn üblich.


Seit am 1. Juli 1972 die bis dato selbstständigen 19 Gemeinden Campen, Canum, Eilsum, Freepsum, Greetsiel, Grimersum, Groothusen, Hamswehrum, Jennelt, Loquard, Manslagt, Pewsum, Pilsum, Rysum, Upleward, Uttum, Visquard, Woltzeten und Woquard zu einer Samtgemeinde zusammen geschlossen wurden, findet sich die Bezeichnung auch offiziell im Gemeindenamen wieder.


Die Geschichte der Besiedelung der Region reicht weit zurück. Davon zeugen Funde aus der Steinzeit und der römischen Kaiserzeit. Die ersten Dörfer wurden zu einer Zeit, als das Land noch nicht mit Deichen vor dem Meer geschützt war, auf Warften angelegt. Die damals angelegten Entwässerungsgräben, die so genannten Tiefs, folgen in der Krummhörn weitgehend natürlichen Ablaufrinnen und sind dementsprechend ungerade. Später angelegte Siedlungen in der Marsch zeichnen sich hingegen durch schnurgerade angelegte Tiefs aus.

Besiedelt wurde zunächst der Bereich des ehemaligen Ufersaumes. Hier errichteten die Bewohner in urgeschichtlichen Zeiten Warften an günstigen Stellen der noch unbedeichten Marsch. Damit konnten sie die fruchtbaren Kleiböden nutzen und hatten über weit ins Landesinnere reichende Priele zugleich Zugang zum Meer.


Die meisten dieser Warften wurden in der Völkerwanderungszeit aufgegeben. Ab dem 8. Jahrhundert fand eine Wiederbesiedelung der Region durch friesische Einwanderer statt, wovon zahlreiche Funde zeugen. Dabei wurden teilweise die alten Warften neu bebaut oder neue errichtet. Die meisten dieser Warften waren bäuerliche Siedlungen mit runden oder länglich-runden Umrissen. In dieser Zeit entstanden erstmals reine Handelssiedlungen auf Langwarften, sogenannte Wiksiedlungen, so in Grimersum, Groothusen und Emden. Während Emden sich aufgrund seiner Lage an der Ems zu einer Hafenstadt entwickeln konnte, verloren Grimersum und Groothusen ihre Bedeutung als Handelsorte nach dem Deichbau, der um das Jahr 1000 einsetzte. Die meisten Krummhörner Dörfer entstanden jedoch als Rundwarften, in Rysum am besten erkennbar.


Im frühen Mittelalter reichte die Krummhörn von der Emsmündung bis zur Bucht von Sielmönken, die sie vom noch weiter nördlich liegenden Federgau trennte. Heutzutage ist die Bucht verlandet beziehungsweise dem Meer bis etwa 1300 durch stetige Eindeichungen abgerungen worden. Fast alle Ortschaften der Krummhörn liegen an den Ufern dieser historischen Buchten und an der Nordsee im Westen. Erst mit dem Deichbau wurde eine Besiedelung außerhalb der Warften möglich.


Vor allem im Bereich der Leybucht wurden die Bemühungen um dauerhafte Landgewinnung immer wieder vereitelt. Nach den Sturmfluten von 1374 und 1376 erreichte die Bucht mit einer Fläche von gut 129 Quadratkilometern ihre größte Ausdehnung und reichte von Greetsiel im Westen bis Marienhafe im Osten und vom Rand der Stadt Norden bis nach Canhusen im Süden. Über die Jahrhunderte wurde sie allmählich eingedeicht, bis sie in den 1950er Jahren ihre heutige Größe erreichte.


Von Campen aus verlief der Konrebbersweg, eine Durchgangsstraße, die vorbei an Emden, dem Großen Meer über Aurich bis nach Wittmund führte. Heute ist der Emder Stadtteil Conrebbersweg nach diesem alten Heerweg benannt.